
Miteinander kochen in Moosach BB

Eine kulinarische Reise durch unsere Kochtöpfe
Es ist Mittwochvormittag, 10 Uhr. Im „Atrium“ der Diakonie München-Moosach, den Souterrainräumen der Hugo-Troendle-Straße 53, gluckert emsig die Kaffeemaschine. Aus der Boombox klingen abwechselnd die sehnsuchtsvolle Stimme der libanesische Sängerin Fairuz, entspannte Lounge-Musik oder auch mal rhythmische kurdische Hochzeitsmusik. Eine Frau nach der anderen kommt herein, manche tragen ein Kleinkind auf dem Arm. „Guten Morgen, wie geht´s?“, schallt es durch den Thekenraum mit Küche. „Was gibt es heute?“
Seit Oktober 2022 treffen wir uns jeden Mittwochvormittag von 10 bis 12 Uhr im Frauencafé der Initiative Miteinander leben in Moosach. Wir treffen uns, um uns auszutauschen: „Ich habe endlich einen Kindergartenplatz für mein Kind!“, „Ich möchte mir einen Job suchen. Wie finde ich eine passende Stelle?“, „Ich brauche Hilfe mit diesem Schreiben vom Amt.“ Viele von uns verbindet die Erfahrung, nicht in Deutschland geboren zu sein. Die meisten sind als Erwachsene, oft schon mit eigenen Kindern, nach München gekommen. Ein Großteil von uns hat eine Flucht hinter sich, andere sind ihren Ehepartnern gefolgt, die schon länger in Deutschland gelebt und gearbeitet hatten. Wir alle standen – und stehen – vor der Herausforderung, uns hier ein neues Leben aufzubauen, umständliche bürokratische Abläufe zu verstehen, eine neue Sprache zu lernen und neue Kontakte zu knüpfen. Vieles, was vertraut war, ist plötzlich weit weg: der Klang der Muttersprache, die vertrauten Zeichen der Schrift, die einem bisher auf jedem Straßenschild begegnet ist, Familienangehörige, Freund:innen, bekannte Landschaften.
Eine Konstante in dieser Zeit der Umbrüche: das Kochen vertrauter Gerichte. Verbunden mit Erinnerungen an Familienfeste mit Tischen, die sich unter den Schüsseln und Platten voller leckerer Gerichte bogen, hat dieser Schatz an Rezepten mit uns zusammen Moosach erreicht. Und hier kochen wir weiter, fast täglich für unsere eigenen Familien. Und jeden Mittwoch für´s Frauencafé. Manche von uns stehen dann um 5 Uhr morgens auf um zuhause schon vorzukochen. Manche transportieren den dampfenden Kochtopf im Kinderwagen in die Hugo-Troendle-Straße. Die Tische aus den Klassenzimmern des Atriums, wo an anderen Tagen Deutschunterricht stattfindet, verwandeln sich dann in eine lange Tafel, die mit einem bunten Buffet bestückt wird. Mal thront auf einer riesigen Servierplatte ein Berg aus Reis, gekrönt von gebratenen Auberginen und Cashewkernen: ein Gericht namens Makluba. Mal stapeln sich Börekstangen zu einer Pyramide. Mal verzaubern die feinsten Baklava-Rauten die Sinne der Besucherinnen. Und einmal im Monat wird das Atrium selbst zum Kochstudio. Dann wird gemeinsam vor Ort gekocht.
Ein reicher Fundus an Rezepten kam so im Laufe der letzten Monate zusammen. Wir sind nicht geizig, daher sollen auch unsere Küchenschätze kein Geheimnis bleiben. In diesem Kochbuch möchten wir nun unsere Lieblingsrezepte mit Ihnen, unseren Nachbar:innen, teilen. Folgen Sie uns auf einer kulinarischen Reise durch unsere Kochtöpfe. Wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Nachkochen!
Und kommen Sie uns doch gerne mal im Frauencafé besuchen: immer mittwochs um 10!
Ahlem, Aziza, Bita, Fatima, Mariam, Rayan, Rim
