Die Anfänge von Miteinander leben in Moosach
Die Anfänge von Miteinander leben in Moosach
von Ingeborg Röck
Als im Jahr 1988 in Moosach bekannt wurde, dass an der Franz-Mader-Straße in unmittelbarer Nähe des Post-Sport-Vereins (PSV) von der Stadt München Asylbewerberunterkünfte erstellt werden, gab es von zahlreichen Moosacher Bürger:innen, dem PSV und dem Moosacher Siedlerverein vehemente Proteste. Daraufhin wurde 1989 auf Grund eines Kirchenvorstandsbeschlusses der Arbeitskreis (AK) „Fremde in Moosach“ gebildet, den Esther Brunner-Haggenmüller als Vorsitzende (Foto 1) und Inge Röck als enge Mitarbeiterin inhaltlich gestalteten (siehe Flyer). Ziel war es, noch vor Ankunft der ersten Bewohner und Bewohnerinnen mit umfassender Information den Ängsten und Vorurteilen der Moosacher Bevölkerung zu begegnen.
1990 nahm der Arbeitskreis beim kleinen Evangelischen Kirchentag am Markt der Möglichkeiten teil, um für Akzeptanz und finanzielle Unterstützung zu werben. Um Besucher:innen des Marktes das Leben in der Unterkunft näherzubringen, wurde ein Zimmer mit Stockbett nachgebaut. (Bild 2 und 3) Bildunterschrift: I. Röck,C.Oeler-Seelinger, H.König, Pfr. A.Knüpffer).
1990 gab sich der AK in Analogie zu anderen Helfergruppen in der Stadt München den Namen „Miteinander Leben in Moosach“
Am 16.7.1990 wurde die Unterkunft bezogen. Die Betreuung wurde von Stadt München gestellt und bestand aus dem hauptamtlichen Sozialpädagogen Michael Reichhardt und einem Hausmeister mit sozialpädagogischen Aufgaben. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde einmal wöchentlich ein Angebot des Stadtjugendamtes bereitgestellt.Ein großer Teil der Ankommenden waren Familien, die als Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem Balkan nach München kamen, Familien aus Afghanistan, einige vietnamesische Kontingentflüchtlinge und Einzelpersonen aus unterschiedlichen afrikanischen Ländern, wie Nigeria, Burkina Faso, Eritrea und Äthiopien.
1991 organisierte der AK in den Räumen der HGK die Ausstellung „Das Recht fremd zu sein“ Stadtteilpolitiker, Asylbewerber:innen und Moosacher Bürger:innen waren im Begleitprogramm miteinbezogen.
Im Lauf der Zeit entstand ein fester Helferkreis, der regelmäßig Begegnungsmöglichkeiten in der Unterkunft anbieten konnte, beispielsweise eine Teestube und ein Spielenachmittag für Kinder. Dabei wurde der AK von Anfang an von der Heimleitung als willkommene Unterstützung angenommen.
Um die finanzielle Unterstützung von Gemeinschaftsprojekten wie die Ausstattung der Küchen, die Gestaltung des Gemeinschaftsraums oder den Ankauf von Grünen Karten – dem Vorläufer der IsarCard – zu ermöglichen, entstand 1992 die Idee eines „Trödelmarktes“. Spenden aller Art von Gemeindemitgliedern wurden verkauft und der Erlös kam der Arbeit mit den Asylbewerber:innen zugute. (Bild 4 und 5)
1994 kamen noch zwei weitere Unterkünfte hinzu. An der Triebstraße wurde eine Containeranlage aufgestellt. Hier wurden sehr viele alleinstehende Männer aus afrikanischen Ländern, Albanien und dem Kosovo untergebracht. Zeitweise lebten hier Personen aus 42 Nationen zusammen.
Das „Haus am Neubruch“ bewohnten hauptsächlich Familien aus dem ehemaligen Jugoslawien.
In den Jahren 1993-96 wurden vom Arbeitskreis mehrere große Veranstaltungen realisiert, um Die Bewohnerschaft der Unterkünfte und die Moosacher Bevölkerung besser zu vernetzen. Außerdem konnten vier Sommerausflüge organisiert und finanziert werden. So kam es u.a. 1995 zu einer großartigen Spendenaktion des Gymnasiums Obermenzing. Die Regierung von Oberbayern übernahm die Einrichtung, geführt von Frau Heinold, einer Verwaltungskraft. Eine weitere Betreuung war zunächst nicht vorgesehen. Das Engagement des AK „Miteinander Leben in Moosach“ wurde nun noch stärker gebraucht und von Seiten der Heimleitung auch gut aufgenommen. Erst 2002 etablierte sich der Sozialdienst der Inneren Mission in der Unterkunft und übernahm Hilfestellung bei organisatorischen Fragen.
Von 1999 gab es an vier Nachmittagen Hausaufgabenbetreuung, unterstützt durch Konfirmandenpraktika, zweimal wöchentlich ein Gruppenangebot für Kleinkinder, eine Krabbelgruppe und regelmäßige Deutschkurse für Frauen. Darüber hinaus lud der AK auch jedes Jahr zu den Moosacher Stadtteil-Kulturtagen zu einem Sommerfest in die Franz-Mader-Straße ein und konnte somit einen wichtigen Beitrag zum Miteinander von Unterkunfts- und Stadtteilbevölkerung leisten.